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Fotografieren lernen: Wie belichtet man richtig?

Objekt­messung / Mess­methoden I

Kurzfassung

Bei der Objektmessung wird das vom Motiv (dem Objekt) ausgehende bzw. reflektierte Licht gemessen. Sie führt bei durchschnittlichen Motiven auf einfache Art zu guten Ergebnissen.
Aus diesem Grund ist sie die vermutlich am häufigsten verwandte Methode der Belichtungsmessung und die meisten Kameras mit eingebautem Belichtungsmesser nutzen sie.

Ausführlich:

Die Objektmessung ist die am meisten eingesetzte Methode der Belichtungsmessung. Nahezu alle in die Kamera eingebauten Belichtungsmesser arbeiten nach diesem Prinzip. Bei vielen Aufnahmen ist das auch ganz problemlos.
Leider aber nicht immer.
Dazu mehr und ausführlicher weiter unten, kümmern wir uns zuerst aber um die unterschiedlichen Methoden der Objektmessung, die man so oder ähnlich an vielen Kameras auswählen kann.

Die Methoden der Objektmessung

Es gibt mehrere Methoden, wie das Motiv bei der Objektmessung erfasst wird, u. a.

  • (mittenbetonte) Integralmessung
  • mittenbetonte Messung
  • Mehrfeld/Mehrzonenmessung
  • Spotmessung

Ich werde mich hier nur auf in die Kamera eingebauten Belichtungsmesser beziehen. Die Abschnitte zur Spotmessung und zur Integralmessung sind jedoch auch auf viele Handbelichtungsmesser für Objektmessung übertragbar.

Zur Objektmessung kommen mehrere Methoden zum Einsatz. Sie alle sollen die unterschiedlichen Probleme, die sich bei unüberlegtem Einsatz der Objektmessung ergeben können, lösen helfen.

Häufig ist zum Beispiel die Helligkeit im Bild sehr ungleichmäßig verteilt.
So ist bei vielen Außenaufnahmen der Himmel dominant. Er nimmt weite Bereiche des Bildes ein und ist deutlich heller als die Landschaft unter ihm.
Der Belichtungsmesser sieht also eine in der Gewichtung der Helligkeiten (zu) helle Szene. Wenn bei einer solchen Aufnahme die Angaben des Belichtungsmessers nicht korrigiert werden, ist das Ergebnis oft zu dunkel. (Dafür ist der Himmel gut zu erkennen; wenn es also um die Wolken ging, wäre das Ergebnis vielleicht richtig.)

Um diesem "Fehler" vorzubeugen, hat man die mittenbetonte Integralmessung entwickelt. (Anmerkung: eigentlich macht der Belichtungsmesser in der Situation gar keinen Fehler, er gibt die Werte korrekt an. Er bekommt nur nicht das richtige Objekt zum Messen, geht also von falschen Voraussetzungen aus, da kann das Ergebnis nicht stimmen - mehr dazu weiter unten)

Mittenbetonte Integralmessung
Bei dieser Messmethode werden die Helligkeiten im Bild unterschiedlich stark gemessen. Bereiche in der oberen Bildhälfte werden nicht so stark berücksichtigt wie die untere Bildhälfte.
Das Zentrum wird stärker gewichtet als der Bildrand, weil die meisten Menschen das Hauptobjekt eines Fotos in der Bildmitte platzieren. (Das ist aus gestalterischen Gründen oft völlig verkehrt. Scheinbar haben aber viele Menschen die Befürchtung, dass ihnen das Motiv sonst aus dem Bild läuft.)

Kuh im Gras und relativ wenig heller Himmel- kein Problem für die Integralmessung.

Durch diese schwächere Auswirkung des Himmels auf das Messergebnis wird meist eine stärkere Belichtung des Bildes erreicht, wodurch der Himmel zwar recht hell, dafür die Landschaft aber richtig wiedergegeben wird.
Problematisch ist allerdings, dass diese Form der Korrektur bei älteren Kameras ohne Lagensensor natürlich entweder nur für Querformat oder Hochformat (wie herum?) funktionieren kann.

Mittenbetonte Integralmessung


Mittenbetonte Messung
In vielen Kameras findet die mittenbetonte Messung Verwendung.
Bei ihr wird der zentrale Bereich des Bildes (etwa das innere Drittel) mit ca. 75 Prozent an der Belichtungsmessung gewichtet. Der Rest trägt zum Ergebnis nur etwa 25 Prozent bei. Auch diese Methode hat ihre Probleme, besonders dann, wenn das Hauptmotiv aus gestalterischen Gründen nicht in der Bildmitte ist. Oder wenn es nicht im Durchschnitt grau, sondern überwiegend schwarz oder weiß ist.

Mittenbetonte Messung


Mehrfeld-/Mehrzonenmessung
Mitte der 80er Jahre tauchten die ersten Kameras mit Mehrfeldmessung auf. Bei ihnen wird das Bild in verschiedene Messbereiche eingeteilt. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser verschiedenen Messungen wird dann je nach Kombination der Helligkeiten und der Kontraste zwischen den einzelnen Feldern die Belichtung errechnet.
Diese Methoden ist oft sehr zuverlässig.
Aber wenn man ihre Ergebnisse einschätzen will, ist es schwierig, da man ja keine eindeutigen Messergebnisse mehr erhält, sondern nur Werte, die die Kameraelektronik bereits interpretiert hat.

Mehrfeld-/Mehrzonenmessung


Spotmessung
Die Spotmessung ist eine sehr zuverlässige und genaue Methode der Belichtungsmessung. Sie erfordert jedoch sehr viel Erfahrung.

Bei ihr wird nur ein kleiner Bereich in der Bildmitte gemessen. Wenn man den richtigen Punkt misst (evtl. eine Graukarte ), ist das Ergebnis sehr zuverlässig. Wenn jedoch das Ziel zu hell oder dunkel ist und man das Ergebnis nicht richtig einschätzt, hat man starke Fehlbelichtungen. Diese Messmethode ist nur für den erfahrenen Fotografen zu empfehlen.

In der analogen Fotografie wurde die Spotmessung oft eingesetzt, um unterschiedlich helle Bereiche des Motivs miteinander zu vergleichen.
Anhand der unterschiedlichen Messergebnisse für diese Bereiche konnte man dann einschätzen wie hell die jeweiligen Flächen im Verhältnis zu einander werden. Das ist natürlich heute in der Digitalfotografie nicht mehr nötig.

Spotmessung

Was wird gemessen?

(Im folgenden gehe ich von einem Belichtungsmesser mit Integralmessung aus, die Überlegungen lassen sich aber auf die anderen Methoden übertragen.)

Je nach Beleuchtungssituation und Art des Motivs gelangt unterschiedlich viel Licht zum Belichtungsmesser.

Zum einen hat die Beleuchtungsintensität, also in erster Linie die Helligkeit der Lichtquelle, sehr starken Einfluss auf die Helligkeit des Motivs.
Bei starker Lichtquelle, also hell beleuchtetem Motiv, wird auch viel Licht vom Motiv zum Objektiv und damit zum Belichtungsmesser in der Kamera kommen.
Das führt bei unterschiedlich hellen Lichtquellen zu unterschiedlichen Messergebnissen.

Zum anderen hat die Art des Motivs (seine Art, das auftreffende Licht zu reflektieren) natürlich auch einen großen Einfluss. Der schwarze Anzug des Bräutigams hat ein geringes Reflexionsvermögen, er reflektiert bei gleicher Lichtquelle weniger Licht als das weiße Brautkleid.
Auch in dem Fall würde der Belichtungsmesser zu unterschiedlichen Messergebnissen kommen.

Konstruieren wir einfach zwei Extremsituationen, um die nun folgenden Überlegungen zu vereinfachen:
Wir fotografieren zwei Motive, zum einen einen Schornsteinfeger vor einem Kohlenhaufen, zum anderen einen weißen Hasen im Schnee. Schwarz-in-schwarz und weiß-in-weiß.
Der Schornsteinfeger steht dabei im prallen Sonnenlicht, der weiße Hase dagegen im schwachen Licht der Dämmerung. Schwarz-in-schwarz wird intensiv beleuchtet und weiß-in-weiß nur schwach.

Problemfall

Spielen wir gedanklich mal durch, was passiert, wenn man Beleuchtungssituation und Reflexionsvermögen wie in diesem Beispiel über Kreuz kombiniert.

Wenn der Schornsteinfeger hell angestrahlt wird, kommt evtl. genauso viel Licht bei der Kamera, also am Belichtungsmesser an wie vom nur schwach beleuchteten weißen Hasen.

Die gleiche Lichtmege ergibt das gleiche Messergebnis.

Für Ihren Belichtungsmesser sind also beide Motive unterschiedslos gleich hell, er würde logischerweise für beide Situationen die gleiche Zeit/Blendenkombination empfehlen.
Und da beide Motive in der Summe aus Beleuchtung und Reflexion gleich hell sind würde bei gleicher Belichtung der Schornsteinfeger in seinem Bild genauso hell abgebildet wie der weiße Hase.
Da stimmt doch was nicht.
Der "dumme" Belichtungsmesser hat das verursacht. Er kann das Bild selber ja nicht erkennen und weiß deshalb nicht, ob Sie ein helles Motiv bei wenig Licht oder ein dunkles Motiv bei viel Licht fotografieren wollen.
(Und erst recht weiß er nicht, wie hell Sie das Ergebnis wünschen. Doch dazu später mehr.)

Das Problem ist natürlich nicht neu und die Fotoindustrie hat schon früh nach Lösungen gesucht.
Um trotzdem für möglichst viele Situationen ein gutes Messergebnis zu erhalten, werden die Belichtungsmesser auf ein "durchschnittliches Motiv" hin angepasst.

Was ist ein durchschnittliches Motiv?

Die meisten Menschen werden eher nicht überwiegend Schwarz in Schwarz oder Weiß in Weiß fotografieren. Vielmehr werden viele Fotos eine mehr oder gleichmässige Verteilung der Helligkeiten aufweisen.
(Beispiel: Eine Landschaft mit mittelheller Wiese und entsprechendem blauen Himmel und sehr hellen Wolken und einem etwa gleich groß abgebildeten dunklen Waldsaum. )
Die Belichtungsmesser für die Objektmessung (auch die in den Kameras eingebauten) sind deshalb so geeicht, dass ihre Angaben immer für ein durchschnittlich helles, ein "mittelhelles" Motiv mit 18 Prozent Reflexion des auffallenden Lichtes, stimmen.
Diese 18 Prozent entsprechen in unserer Wahrnehmung einer mittleren Helligkeit.

Wir nehmen die Helligkeiten unserer Umgebung anscheinend nicht messtechnisch korrekt wahr.
Dunkle Bereiche unserer Umgebung empfinden(!) wir heller, als sie tatsächlich sind.
Vermutlich haben in erster Linie diejenigen unserer Vorfahren überlebt, die in der Lage waren, im dunklen Wald den dunklen Panther zu erkennnen.
Die anderen sahen zwar messtechnisch korrekt, konnten diese Fähigkeit aber nicht mehr an Nachkommen weiter geben.

Mit den 18% sind die Belichtungsmesser für viele Aufnahmesituationen richtig geeicht, denn oftmals sind die Motive ja aus hellen und dunklen Bereichen zusammengesetzt.

In unserem Beispiel haben wir aber zwei Motive, Hase und Schornsteinfeger, die entweder überwiegend viel Licht reflektieren und für den menschlichen Betrachter weiß sind oder wenig Licht reflektieren und ihm schwarz erscheinen.
Die Messergebnisse für diese Motive beruhen aber trotzdem auf der Eichung auf mittlere Helligkeit.
Der Belichtungsmesser gibt uns deshalb einen Wert, der zu einer Wiedergabe des Motivs in einer mittleren Helligkeit führen würde. Doch das ist falsch, die Motive sollen auf dem Foto ja ihrer tatsächlichen Erscheinung entsprechend entweder dunkel in dunkel oder hell in hell wiedergeben werden.

Probieren Sie das doch einfach einmal selbst aus.
Nehmen Sie sich drei etwa DIN-A4-große Blätter Papier oder Pappe: eines in Weiß, eines in mittlerer Helligkeit (das könnte eine Graukarte sein, eine mittelhelle graue Pappe tut es aber auch) und eines in Schwarz.

Stellen Sie die Kamera in Automatik (Zeit-, Blenden- oder Programmautomatik ) und schalten Sie den Autofokus Ihrer Kamera ab, er würde im Folgenden sonst evtl. nur hilflos hin- und herfahren und das Auslösen verhindern.

Legen Sie die graue Pappe an einem hellen Fenster auf einen Tisch oder bitten Sie einen Helfer, sie auf für Sie günstige Fotografierhöhe zu halten. Gehen Sie mit der Kamera und fest eingestellter Brennweite so nah an die Pappe, dass sie den Sucher vollständig ausfüllt. Vorsicht, Sie sollten keinen Schatten auf die Pappe werfen.
Zur Not zoomen Sie einfach etwas heran.

Nun machen Sie ein Foto von der Pappe.
Die Belichtungszeit ist relativ egal, auch wenn Sie verwackeln sollten. Es geht ja nur um die Helligkeit, nicht um eine scharfe Abbildung.
Wechseln Sie nach dem ersten Bild die graue Pappe gegen die Weiße, machen Sie wieder ein Foto und wechseln Sie dann für das letzte Bild zur Schwarzen.

Vergleichen Sie die Bilder.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie drei fast identische Bilder mittlerer Helligkeit. In der Helligkeit weichen die Bilder (wenn überhaupt) deutlich geringer voneinander ab als die drei Pappen.

(Vorsicht, vergessen Sie nach dem Test nicht, gegebenenfalls den Autofokus wieder zu aktivieren.)

Richtig messen und einstellen

Um auch solche vom mittelgrauen Idealfall abweichende Aufnahmen "richtig" zu belichten, gibt es verschiedene Methoden. Generell können wir davon ausgehen, dass wir, um den Hasen richtig abzubilden, die Belichtung verstärken müssen - die Zeit verlängern oder die Blende öffnen oder die Empfindlichkeit erhöhen.
Denn Hase und Schnee sollen ja später nicht grau, sondern weiß sein. Und Schornsteinfeger und Kohlenhaufen sollen schwarz und nicht grau werden.

Mit etwas Erfahrung kann man eine solche Situation einschätzen und öffnet oder schließt - bei manueller Belichtungssteuerung - die Blende direkt um eine oder zwei Stufen weiter, als der Belichtungsmesser vorschlägt (oder verändert die Zeit und/oder den ISO-Wert entsprechend).

Automatisch richtig?

In der Automatik würde eine solche Veränderung der Werte aber nicht funktionieren. Die geänderten Einstellungen würden von der Automatik direkt kompensiert. Es ist ja gerade Aufgabe der Belichtungsautomatik, auf geänderte Vorgaben ausgleichend zu reagieren.
Das Ergebnis wäre wieder mittelhell.

Die Belichtungskorrektur hier an einigen Canon und Nikon DSLRs. Den Knopf gedrückt halten und am Einstellrad der Kamera drehen führt in der Belichtungsautomatik zu einer Korrektur der Bildhelligkeit.

Aber keine Sorge, auch bei der Verwendung einer Belichtungsautomatik kann man in die Helligkeit eingreifen.
Die Belichtungskorrektur erlaubt es, der Kamera mitzuteilen, dass man das Ergebnis nicht mittelhell, sondern heller oder dunkler wünscht.
Fast alle Kameras mit automatischer Belichtungssteuerung weisen diese Funktion auf.

Hier geht es weiter zum zweiten Teil über die Objektmessung

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